Rosenstein-Gymnasium Heubach
 
Monday, December 04, 2023

Studienfahrt Ostdeutschland 2018

Eintauchen in die Geschichte der DDR

In der Woche vor den Weihnachtsferien begaben sich die 24 Schülerinnen und Schüler des Neigungskurses Geschichte der Jahrgangsstufen eins und zwei in Begleitung ihrer Lehrer Bernhard Degen und Andreas Flach vom 18. bis zum 21. Dezember auf eine Studienfahrt nach Leipzig und Dresden. Dort machten sie sich auf die Spuren der friedlichen Revolution in der DDR. 

Von Leonie Brust, J1

Noch am Tag der Anreise stand das Leipziger „Zeitgeschichtliche Forum“ auf dem Programm: In diesem Museum hatten die Schüler die Gelegenheit, sich über die Geschichte der deutschen Teilung, die SED-Diktatur sowie über das Alltagsleben in der DDR zu informieren. Tags darauf besuchten sie in aller Frühe das Schulmuseum, wo sich die Schüler mit dem Schulsystem der DDR vertraut machen wollten. Geplant war die Teilnahme am „Workshop Zivilcourage heute – Heimatkunde 1985 mit nachgespielter DDR-Unterrichtsstunde“. Durch die Teilnahme an einem Rollenspiel sollten die Schüler am eigenen Leibe erfahren, wie der Unterricht in einer Schulklasse der DDR verlaufen war. Da der „DDR-Lehrer“ jedoch nicht zum vereinbarten Termin erschienen war, wurde den Heubacher Gymnasiasten ein Film gezeigt, den die ehemalige Leiterin mit einer Schulklasse aufgenommen hatte. Die Museumsleitung bemühte sich aber erkennbar, ihren Fehler wiedergutzumachen. So wurden während des Workshops Schulbücher der DDR genau untersucht und ausgewertet. Es war gut zu erkennen, wie junge Menschen gezielt manipuliert worden waren, um sie zu staatstreuen sozialistischen Persönlichkeiten zu formen. Außerdem erklärte der Referent das Schulsystem der DDR bis ins Detail. Besonders interessant war, dass pro Klasse nur zwei oder drei Schüler zum Abitur zugelassen wurden und dass nicht allein die guten Leistungen für das Weiterkommen eine Rolle spielten, sondern auch der Beruf der Eltern und die Haltung zum Staat. Unangepasstes Verhalten und seine Folgen wurden ebenso thematisiert wie die Fächer Wehrkunde und Staatsbürgerkunde. 

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Am Nachmittag erhielten die Schülerinnen und Schüler eine Führung zu den Stationen der friedlichen Revolution in Leipzig. Als Referent stellte sich Rainer Müller vor. Dies war ein wahrer Glücksgriff. Der Historiker gehörte zu den unangepassten Einwohnern der DDR. Bereits als Jugendlicher geriet er mit dem Staat in Konflikt, da er sich in der Kirche engagierte und der obligatorischen Jugendweihe fernblieb, weshalb er nicht zum Abitur zugelassen wurde. Ebenso verweigerte er die Wehrpflicht. In den 1980er Jahren war er Teil des organisierten Widerstands der DDR. Er betätigte sich in verschiedenen Bürgerrechtsgruppen. Zu den öffentlichen Aktionen, die den Anstoß zu den Massenprotesten gegen die SED-Herrschaft gaben, hatte er wesentlich beigetragen.  So gestaltete er die montäglichen Friedensgebete in der Nikolaikirche mit. In einem äußerst lebendigen Vortrag, der auch Hintergründe beleuchtete, erfuhren Die Schüler alles von den anfänglichen Widerständen der Bürgerrechtler gegen die SED-Diktatur bis hin zu den Montagsdemonstrationen und dem Mauerfall als Resultat der friedlichen Revolution.Unmittelbar danach folgte eine Führung durch die Dauerausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ im Museum in der „Runden Ecke“. Diese Gedenkstätte in Leipzig ist der einzige Ort in der gesamten Bundesrepublik, an dem originale Räume einer Bezirksverwaltung der Stasi erhalten sind und besichtigt werden können. Anhand von originalen Arbeitsutensilien wie Wanzen, Geräten zum Öffnen von Post, Maskierungswerkstätten und Geruchskonserven von DDR-Bürgern wurde den Besuchern neben der aufwendigen Arbeitsweise auch die Geschichte und die Struktur des Ministeriums für Staatssicherheit vermittelt. Am nächsten Tag setzten die Schüler ihre Reise mit der Bahn nach Dresden fort, wo sie dem „Militärhistorischen Museum“ einen Besuch abstatteten. 

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Das Museum gehört zu den bedeutendsten Geschichtsmuseen Europas und beschäftigt sich nicht mit der Ausübung von Gewalt, sondern mit den Formen, Folgen und Ursachen von Gewalt. Dort nahmen die Schüler an einer informativen Führung teil, die sich mit der Entwicklung der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee bis zum Jahr 1990 befasste.Nach dem Mittagessen führte der Weg zur Gedenkstätte in der Bautzner Straße, wo sich das ehemalige Gefängnis der Stasi befindet. Ein Zeitzeuge, der selbst inhaftiert war, schilderte den Schülern seine Erlebnisse. Es war ergreifend, denn sein einziges „Verbrechen“ hatte darin bestanden, dass er seiner Tochter das Leben retten wollte. Diese hatte einen schweren Herzfehler, der in der DDR vorerst nicht operiert werden sollte. Deswegen stellte er zusammen mit seiner Frau einen Ausreiseantrag und informierte sich über Behandlungsmöglichkeiten im Westen. Die Stasi sah darin einen Staatsverrat und inhaftierte ihn und seine Frau. Erst nach über einem Jahr Haft wurde er von der BRD freigekauft. - Das Gefängnis selbst erinnert an Strafanstalten aus Filmen: Es hat etliche Stockwerke, an den Wänden reihen sich die Türen zu den Zellen. In jeder Tür gibt es ein Guckloch. Der Eindruck war beklemmend. Damit endete die Studienfahrt. Doch ehe die Rückfahrt angetreten wurde, stand noch ein Besuch auf dem Dresdener Weihnachtsmarkt an.